Lightroom, immer noch das Werkzeug, mit dem ich meine Bild-Verwaltung und vor allem -Bearbeitung mache. Dort schiebt man viele Regler mit der Maus oder den Trackpad um den größten Teil des Post-processing eines Bildes zu bewerkstelligen. Jeder, der Lightroom kennt weiß das, für jemand der Lightroom nicht kennt ist dieser Blogeintrag eh irrelevant. Doch bei der Bearbeitung bleibt der Blick ja oft auf dem Bild selbst während die Maus oder das Trackpad bei der Bedienung der Regler hilft. Wie schön wären da doch “echte” Regler in Hardware. Sowas gibt es, bzw. es gibt eine ganze Handvoll Lösungen dazu.
Im Folgenden vergleiche ich mit meinen Erfahrungen und Gedanken einige der Lösungen. Vorweg möchte ich betonen, dass ich nicht alle Lösungen ausprobiert habe, so dass bestimmt einige Kriterien fehlen. Die hier genannten Kriterien sind allerdings vernünftig recherchiert und entsprechen den Herstellerangaben. Die Randbedingungen entsprechen also den Fakten, die Bewertungen sind gespickt mit meiner Meinung zu dem Thema und nicht als neutraler Vergleich zu sehen 😉
Durch ein relativ neues Produkt namens “Palettegear” oder auch nur “Palette” bin ich auf eine Variante gestoßen, die dieses Problem lösen möchte: Eine Anzahl von Reglern, die über USB an den Rechner gesteckt werden und dann Lightroom für verschiedenste Aufgaben zur Verfügung stehen. Dabei gibt es Drehregler, Schieberegler und Schalter. Klingt gut, hat aber zwei nennenswerte Probleme: Punkt eins ist, dass die Schieberegler keinen Motor beinhalten, also sich beispielsweise dann, wenn man das Bild wechselt, nicht an die gesetzten Werte anpassen. Ein Beispiel: Ich habe einen der Schieberegler als Regler für den Weißabgleich konfiguriert. Nun kann ich sehr bequem mit diesem Regler den Weißabgleich des aktuellen Bildes einstellen. Mein Blick bleibt auf dem Bild, meine Hand am Regler. Super. Ich bin zufrieden mit einem Wert von 4500 und springe zum nächsten Bild. Dort ist der Weißabgleich noch auf 3000. Bewege ich nun den Schieberegler passiert erst mal… nichts. Ich muss mit dem Schieberegler erst die Position anfahren die dem eingestellten Wert entspricht, dann nimmt der Regler diesen Wert auf und von nun an ändert sich auch tatsächlich etwas wenn ich den Regler nun zum Justieren verwende. Das ganze nennt sich “Pickup-Mode” und gilt für alle Produkte dieser Art, die keine Endlos-Regler haben (was bei einem Schieberegler zwangsläufig so ist). Ach und nun noch zum zweiten Problem: Um sechs Drehregler, vier Schieberegler und vier Taster zu bekommen, das scheint mir das absolute minimum zu sein um vernünftig arbeiten zu können, muss man 500 Dollar auf den Tisch legen. Bestimmt sind diese Regler sehr wertig, aber der Preis erscheint mir bei weitem zu hoch zumal die Schieberegler eben nicht motorisiert sind. Das Palettegear ist übrigens das einzige Produkt, welches eigene Hardware liefert. Alle folgenden Produkte sind native oder “umgestaltete” MidiController. Weitaus günstiger, da Massenware. Weitaus besser in einer hohen Preisliga, da dann motorisiert…. aber der Reihe nach.
Als Alternative zeigt sich schnell MIDI2LR. Das ist eine Software, die es ermöglicht jegliches Midi-Kommando, welches von einem beliebigen Midi-Controller ausgeht, an einen der hunderte von Lightroom-Befehle zu knüpfen, die als API zur Verfügung gestellt werden. Das ganze ist ein Plugin für Lightroom. Klingt nach Frickelei, ist es aber nicht wirklich. Eine Basis-Einrichtung ist innerhalb von wenigen Minuten erledigt, für die Feinheiten muss man ein wenig recherchieren… und ja, da zeigt sich der größte Nachteil dieser Lösung: Die Dokumentation ist … überschaubar in einem wiki. Dabei fehlt allerdings eigentlich nur der Hinweis, dass einige Punkte, wie das Umschalten von Profilen in den Lightroom Optionen für das Plugin zu finden sind. Alles andere ist fast selbsterklärend: Wenn das Plugin aktiviert ist öffnet sich auch ein kleines Tool. Dieses zeigt jegliche Midi-Aktivität des angeschlossenen Controllers. Mit zwei, drei Mausklicks ist solch einer Aktivität dann eine Aktion oder ein Wert in Lightroom zugeordnet. Eine Aktivität kann auf einen Knopf gelegt werden, ein Wert auf einen Regler. Und hier kommen wir zu dem Punkt, der nun doch auch hier Kosten auslöst: Es ist ein Controller nötig. Ich nenne mal als Beispiel den XTouch-Mini von Behringer, Kostenpunkt: 60€. Hier habe ich 8 anschlagslose Drehregler, einen Schieberegler (ohne Motor) und 16 Knöpfe. Die anschlagslosen Drehregler nehmen automatisch immer den eingestellten Wert des aktuellen Bildes an. Geht also richtig gut und intuitiv ohne diesen seltsamen “Pickup-Mode” des Palettegear. Das ganze ist zudem umschaltbar auf zwei Ebenen, was die Belegungsmöglichkeiten verdoppelt. Da MIDI2LR aber das Umschalten von Profilen ermöglicht, kann die Belegung von 128 Werte-Reglern und 128 Knöpfen sehr bequem gemacht werden. Extrem praktisch ist, dass MIDI2LR das Umschalten von Profilen automatisch beim Umschalten der Module in Lightroom ermöglicht. Sprich, wenn ich in Lightroom im “Library”-Modul bin gilt eine Belegung, die dafür ausgelegt ist, springe ich zum Develop-Modul kann automatisch eine andere Belegung aktiviert werden. Springe ich dort in die “Gradiationskurve”, dann kann auch das einen Profilwechsel auslösen. Das bedeutet, vernünftig konfiguriert habe ich die physischen acht Regler immer genau dafür zur Verfügung wofür ich sie gerade brauche. Echt cool!
Schnell stößt man auf das Produkt Pfixer von PusherLabs. Die Idee hinter diesem Produkt ist es die “Frickelei” zu reduzieren, eine Art “fertig konfiguriertes MIDI2LR” zu liefern und das ganze mit einer Hardware die mit Aufklebern beklebt ist auf denen die Beschriftung der Knöpfe und Regler zu sehen ist. Hier bekommt man also für 180 Dollar die Software und einen Touch-Mini. Der Ansatz ist: Es funktioniert einfach “Out-of-the-box”… hm … kann sein, dass es das tut, wenn man den von der Firma “umkonfigurierten” Touch-Mini kauft, mit einem “normalen” funktioniert erst mal gar nichts. Eine Recherche auf der Seite des Herstellers zeigt dann relativ schnell, dass das “selbst Kaufen” eines Midi-Controllers nicht gewünscht und auch nicht unterstützt wird, sprich einen Support dafür bekommt man nicht. Wer also für “nur” 100€ die Software alleine kauft, oder mit dem Gedanken spielt ein Bundle zu kaufen und andere Controller dazu zu hängen: Fehlanzeige. Es gibt eine sehr frickelige Anweisung wie man es schafft die Controller unter Windows so umzukonfigurieren, dass sie dann mit Pfixer laufen, aber eben nur unter Windows. Erwähnenswert hier: Pfixer läuft nur unter Mac. Weiterhin ist die Zuordnung vom Hersteller einfach fix. Klar, es muss ja auch zur Beschriftung passen. Ein Konfigurieren auf den persönlichen Workflow geht nicht. Dies ist für mich das absolute no-go.
Über Knobroom werde ich nichts weiter erzählen, da ich es gar nicht zum laufen bekommen habe und es offensichtlich auch nicht weiter gepflegt wird.
Bleibt noch lrcontroller: Von all den kommerziellen Lösungen ist mir diese 50€ Software die sympathischste. Das funktioniert tatsächlich out-of-the-box. Wirklich. Die Belegung ist mittelmäßig brauchbar, eine Demoversion zum Ausprobieren funktioniert sofort mit dem XTouch-Mini. Aber, auch hier ist kein umkonfigurieren möglich, eine Anpassung an die persönliche Vorgehensweise nicht drin. Ich habe mir übrigens einige Ideen der Belegung von lrcontroller mitgenommen und in meinem MIDI2LR-Profilen hinterlegt. Geht einfach. Geht schnell und funktioniert zuverlässig.
Fazit: Obwohl ich nicht der ausgesprochenen Fan von Opensource-Software bin und gerne für gute Software Geld zahle um dann weniger Frickelei zu haben bin ich bei MIDI2LR hängen geblieben. Und zwar genau weil das die Einzige Lösung ist, die für mich mit Konfiguration aber ohne Frickelei zum Laufen zu bekommen ist. Außerdem ist sie fast beliebig erweiterbar. Zudem kann ich die Controllerbelegung ganz genau an meine Vorstellungen anpassen. Mein Tip: Kauft euch einen günstigen Midi-Controller mit endlos-Reglern, da ist meiner Ansicht nach der Xtouch-Mini eine gute Wahl, und probiert MIDI2LR aus. Die Investition von 60€ für einen günstigen Controller ist nicht riesig und bietet weit mehr als beispielsweise die fast zehn mal so teure Palettegear. Und nur diese beiden Lösungen, Palettegear und MIDI2LR sind konfigurierbar.
Übrigens würde ich bei vorhandenen Interesse meine Konfiguration des MIDI2LR, welche an die feste Belegung von lrcontroller angelehnt ist, zur Verfügung stellen. Dann tut das auch “out-of-the-box” 😉
So, nun hoffe ich auf ein paar Meinungen zu diesem Beitrag.
Super Beitrag, vielen Dank!
Ich wäre sehr an deiner Konfiguration interessiert – das würde vielen bestimmt den Einstieg erleichtern. Wäre super wenn du sie hier zum Download anbieten könntest.
Hallo
vielen Dank für den super Artikel. Ich bastel auch gerade mit einem X-Touch Mini und MIDI2LR.
Ich fände es super, wenn Du Deine Config und die Gedanken dahinter noch beschreiben könntest, vielleicht in einem Anschluss-Post.
Beste Grüße
Micha
Sehr guter Artikel und Vergleich von Möglichkeiten. Auch ich nutze Midi2Lr mit dem xTouch Mini, allerdings mit Win10. Und das auch noch ohne Probleme. Meiner Meinung nach, gibt es im Moment keine Alternative. Sehr spannend fand ich deine Profilbelegung. Das wäre doch einen weiteren Artikel wert?
Viele Grüße, Alvaro
laufen die LR-Regler sofort mit der Drehung an den Controller Reglern mit ? Hattest solche Du Effekte, dass bei einer ersten Bewegung des Reglers der LR-Fader “springt” ? Ich gehe davon aus, das Dein x-touch auf “absolute” konfiguriert ist, also feste MIDI Werte (0-127) sendet ?
Vielen Dank, denn ich habe solchee Probleme und weiss nicht warum ….
Gruß Tom
Ein für mich sehr hilfreicher Beitrag:
Ich hatte vor dem Lesen des Beitrags schon mit dem Gedanken gespielt, mir LRControl zu kaufen. Dank Deines Hinweises auf die fixe, nicht anpassbare Belegung, spare ich mir den Kauf und investiere es lieber in einen Satz farbiger Doepfer-Knobs (die Serie A-100 soll lt. verschiedener Beiträge im Netz auch für den X-Touch Mini passen. Die gibt es für alle Farben in LR mit Ausnahme von Aqua und Magenta).
Es wäre schön, wenn Du Deine Konfiguration zur Verfügung stellen würdest. Dann hat man eine praxisgerechte Ausgangsbasis für eine sinnvolle Konfiguration und die Anpassungen an den eigenen Workflow wird imho erleichtert.
Und wenn Du Du dann noch beschreiben würdest, wie Dein eigener Workflow ist, hat man eine perfekte Ausgangsbasis.
LG Rolf